Sie ist raus bei der "heute show":
"Stimmung gegen Andersdenkende" stößt ihr auf!

Von Björn Strauss
28.06.2023 16:25

Köln/Stuttgart - Christine Prayon (49), die "Birte Schneider" der "heute-show" hatte stets taffe, treffsichere Pointen in der Welke'schen ZDF Satiresendung auf Lager. Sie nahm kaum ein Blatt vor den Mund. Auch zu ihrem Abschied findet sie deutliche Worte: Sie geht, weil es "Stimmung gegen Andersdenkende" gebe ...

Christine Prayon (49) hat die ZDF-"heute-show" verlassen: Besonders während der Corona-Zeit sei ihr klar geworden, "dass ich mich nicht daran beteiligen will, Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben".
© Daniel Karmann/dpa

Im Gespräch mit "Kontext: Wochenzeitung" spricht die sympathische 49-Jährige über ihre Zeit bei der ZDF-Show, die Gründe, warum man sie lange nicht mehr in dem Format gesehen hat und vor allem, warum wir sie nicht mehr sehen werden, auch wenn "die Tür nicht ganz zu ist".

Zunächst bremste Corona viele Künstler aus. Dann folgte, wie sie sagt, eine Post-Vac-Erkrankung und damit eine weitere Zwangspause. Im Rückblick nun wird sie deutlich und erklärt ihre Entscheidung, Abstand vom "Flaggschiff" der TV-Satire zu nehmen.

Prayons letzter Auftritt "als aggressive Außenreporterin" gab's im September vergangenen Jahres. Warum ist es eine so lange Zeit her?, fragte "Kontext".

"Ich habe die Zusammenarbeit mit der 'heute-show' beendet", antwortet sie. Die "heute-show" habe sich geändert.

"Stimmung gegen Andersdenkende" in der ZDF-"heute-show"

Oliver Welke muss ohne Birte Schneider auskommen - auch zu Jan Böhmermanns "Satire" fand Christine Prayon (49) deutliche Worte.
© ZDF/Jens Koch

Prayon weiter: "Ich bin seit 2011 dabei gewesen und habe das sehr gerne gemacht. Aber ich muss mich identifizieren können mit einer Rolle, das ist eine politische Satiresendung und keine Rolle wie im 'Tatort'. Und das muss sich schon mehr oder weniger mit dem decken, was ich als Christine Prayon auf der Bühne mache."

Die Kabarettistin habe "mit der Art, wie die großen gesellschaftlich prägenden Themen seit Corona behandelt werden, zunehmend Bauchschmerzen bekommen".

Sie habe auch mit den Verantwortlichen dort geredet und betont, "dass ich mich nicht daran beteiligen will, Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben". Satire dürfe sich nicht daran beteiligen, "den Diskurs zu verengen".

In Bezug zum Krieg erklärt sie: "Und jetzt findet genau dies wieder statt beim Krieg in der Ukraine. Da werden Narrative und Positionen von Gruppen, die gesellschaftlich in der Hierarchie weit oben stehen, unablässig wiederholt und gleichzeitig wird Stimmung gegen Andersdenkende gemacht." Das habe nach ihrem Dafürhalten "nichts mehr mit Satire zu tun".

Christine Prayon: "Das ist Spaltung"

"Aber ich habe diesen Schlussstrich für mich gezogen", betont sie. "Nein, und offiziell sind auch bei der 'Anstalt' im ZDF keine Türen zu. Aber man wird halt immer weniger gefragt, bis man irgendwann nicht mehr gefragt wird, und das hat Gründe..."

Sie selbst hat sich nun "wohl erfolgreich mit meinem Programm und meinen Ansichten aus vielen Sachen rauskatapultiert". (Termine findet man auf ihrer Homepage.) Sie sei inzwischen "überhaupt keine Freundin mehr von Satiresendungen, egal ob Böhmermann, 'Anstalt' oder andere".

Auf die Frage in Richtung Böhmermann, den sie kritisiert aufgrund seiner Stinkefinger-Aktion gegenüber "Ungeimpften", ob Satire nicht auch Provokation sei, antwortet sie: "Aber das ist Spaltung. Corona hat tatsächlich gespalten wie S21 damals in Stuttgart. Und die Fernseh-Satire hat dabei keine rühmliche Rolle gespielt. Da finde ich mich nirgendwo mehr wieder."

Titelfoto: Daniel Karmann/dpa


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